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Der richtige Schlafsack

Die Seite ist noch im Aufbau ich bitte um Verständnis

Du benötigst einen Schlafsack und weist nicht welchen du kaufen sollst ?
Anhand dieses doch sehr ausführlichen Leitfadens sollte es für dich möglich sein ein passendes Model aus der Vielfalt der Angebote für Schlafsäcke zu finden.

Eins muss ich noch erwähnen, dieser Leitfaden richtet sich an Rucksackreisende. Wer mit dem Auto Campingplätze anfährt muss sich um viele Dinge die hier aufgeführt werden keine Gedanken machen, Stichwort Gewicht. Dennoch kann es auch Campern weiterhelfen diesen Leitfaden zu lesen.

Ok, es geht los, ihr sucht einen Schlafsack und stöbert im Internet nach Angeboten. Ihr werdet wahrscheinlich als erstes Preise vergleich, oder ?
Doch das ist falsch!
Als Erstes solltet ihr für eure Suche festlegen welches Einsatzspektrum euer Schlafsack abdecken muss.
Versucht bitte nicht mit einem Schlafsack alle vier Jahreszeiten abzudecken, das funktioniert nicht. Schlafsäcke sind für einen bestimmten Einsatzbereich abgestimmt, die eierlegende Wollmilchsau gibt es auch bei Schlafsäcken nicht.

Einsatzspektrum

Wie niedrig/hoch werden die Temperaturen die auf eurer Tour zu erwarten sind ?
In welchem Klima möchte ich den Schlafsack einsetzten. Ist eher mit hoher Luftfeuchtigkeit und Regen zu rechnen oder nur Sonne. Da keiner das Wetter vorhersagen kann eine schwierige Frage. Ich möchte da mal zwei Extreme nennen. Dschungel zur Regenzeit oder Wüste. Für eine Richtung müsst ihr euch entscheiden.
Wie transportiert ihr euren Schlafsack ? Nur im Rucksack, das bedeutet es muss auf das Gewicht und Packmaß geachtet werden. Oder ihr seid mobil, dann spielt Packmaß und Gewicht eine untergeordnete Rolle.


Ihr seid euch im Bezug auf das Einsatzspektrum in allen Punkten einig ?

Wenn nicht, wieder zum Punkt Einsatzspektrum und weiter grübeln.
Sehen wir uns den Punkt Temperaturbereich einmal näher an.
Ich habe es schon oft erlebt, dass mir Menschen voller Stolz erzählt haben, mein Discounterschlafsack hält mich bis  -20 C warm, steht doch drauf. Gefroren haben sie aber schon bei + 15 Grad.

Doch wie verhält es sich mit den Temperaturangaben auf Schlafsäcken wirklich.
Und da muss ich ein wenig weiter ausholen und euch die Theorie näher bringen.
Seit dem Jahre 2005 gibt es die EU Norm 13537. Diese regelt das auf allen Schlafsäcken ein nutzbarer Temperaturbereich angegeben werden muss. So weit so gut. Und was bedeutet das ?

Schlafsackhersteller müssen ihre Schlafsäcke bei zertifizierten Unternehmen testen lassen.
Leider verwenden die diversen Unternehmen keine standardisierten Tests.

Was bedeutet das für uns in der Praxis ?

Auf den Schlafsäcken sind in der Regel Temperaturangaben vorhanden.  Schauen wir uns mal ein fiktives Beispiel an.

Temperatur Comfort +12 C    Temperatur Limit 0 C        Temperatur Extrem -12 C

Der potentielle Käufer geht in der Regel davon aus, dass ihn der Schlafsack bis - 12 C warm hält. Doch das ist eine Fehlinterpretation der Daten.
Um zu verstehen warum das so ist, müssen wir uns noch einmal die EU Norm 13537 anschauen. Was wird da überhaupt getestet?

Für den T.Comfort Wert wird von einer 25 jährigen Frau mit 60 kg Körpergewicht bei einer Körpergröße von 1,60 Meter ausgegangen. Die besagte Person kann bei dem angegebenen Temperaturwert ohne zu frieren bequem schlafen.
Bei dem T.Limit Wert geht man von einem 25 jährigem Mann mit 70 kg Körpergewicht bei einer Größe von 1,73 Metern aus. Die besagte Person kann gerade noch in zusammengerollter Position ohne zu frieren schlafen. (zusammengerollt, um die Körperoberfläche zu verkleinern um weniger Wärme abzugeben)
Für den T.Extrem Wert wird wieder von einer  25 jährigen Frau mit 60 kg Körpergewicht bei einer Größe von 1,60 Metern ausgegangen. Und die Person kann bei diesem Temperaturwert gerade so ohne Erfrierungen zu bekommen überleben. Das klingt nicht mehr so toll.


Wer sich mit unserem Beispielsschlafsack von oben auf eine Wintertour begibt riskiert nach der EN 13537 ernsthafte gesundheitliche Schäden.
Wer einen Schlafsack sucht muss sich an dem Comfort Wert orientieren. Und dabei ist noch ein wichtiger Punkt nicht zu vernachlässigen.
Wir sind Gott sei Dank keine EU standardisierte Menschen, wir sind alle verschieden. Und das gilt vor allem für unser Kälteempfinden.
Wer sich einen Schlafsack kauft sollte sein persönliches Kälteempfinden mit berücksichtigen.
Ich empfehle auch trotz des Comfort Wertes Reserven mit einzuplanen. Wenn die durchschnittlichen Nachtwerte des Reisezieles bei + 10 C liegen, würde ich den Comfort Bereich bei 0 C anordnen.
Das Wetter hält sich leider nicht immer an die Statistik und es kann immer etwas kälter werden. Ausserdem kann sich das persönliche Kälteempfinden durch körperliche Anstrengung, Hunger oder einfach durch die Psyche empfindlich nach unten verlagern. Weiterhin sind Schlafsäcke Verschleißartikel. Mit den Jahren verlieren sie durch Nutzung und Lagerung an Isolationswirkung.
Wer in solchen Situationen einen warmen Schlafsack besitzt ist klar im Vorteil. Nur weil man draußen schläft muss man nicht zwangsläufig frieren.

Ok, der Temperaturbereich ist definiert. Gehen wir auf die Materialwahl ein, und damit meine ich hauptsächlich die isolierende Füllung. In der Regel werden zwei Arten der Füllung verwendet, Kunstfaser und Daune. Bei der Kunstfaser muss man dem Hersteller vertrauen was die Isofähigkeit und Langlebigkeit betrifft. Da verwendet jeder Hersteller eigene Bezeichnungen für das Hyper High Tech Innenleben. Eine Aufzählung ist schier unmöglich.
Die Wahl des Isolationsmaterials hängt stark von den klimatischen Bedingungen im Reiseziel ab. Wenn mit viel Regen und hoher Luftfeuchtigkeit zu rechnen ist kommt Daune an ihre Grenze. Die Daunen verklumpen und die Isolation ist dahin. Kunstfaser steckt Feuchtigkeit besser weg. Aber das ist nicht das einzige Kriterium für die Isomaterialwahl. Schauen wir uns einmal die Vor- und Nachteile der zwei Isomaterialen an.

Kunstfaser

Günstig in der Anschaffung
Pflegeleicht (waschen ect.)
Unempfindlicher gegenüber Nässe

Kunstfaserisolierungen sind erheblich schwerer und größer im Packmaß als Daune
Kunstfaserisolierungen sind nicht so langlebig wie Daune
Das Schlafklima ist nicht so gut wie in einem Daunenschlafsack


Daune

Schlafsäcke sind leichter und kleiner als mit Kunstfaserisolierung
Angenehmes Schlafklima
Die Isolation ist langlebiger

Empfindlicher gegen Nässe und Feuchtigkeit
Pflegeintensiver
Erheblich teurer als Kunstfaserschlafsäcke


Welches Isolationsmaterial man verwendet, muss jeder anhand seines Einsatzspektrums entscheiden. Ein guter Kunstfaserschlafsack ist aber immer empfehlenswert, der Daunenschlafsack geht Richtung Ferrari unter den Penntüten. Wer aber in die Antarktis aufbrechen möchte kommt an der Daune nicht vorbei. Ein Kunstfaserschlafsack wäre einfach zu groß und schwer für dieses Anwendungsgebiet und somit nicht mehr tragbar.

Form und Ausstattung

Nachdem wir uns durch viel Theorie gewälzt haben geht es weiter mit der Frage, welche Formen gibt es und welche passt zu mir.
Im Wesentlichen gibt es drei Formen von Schlafsäcken.

Der Deckenschlafsack, hierbei handelt es sich quasi um eine Decke, die mit einem Reisverschluss um den Körper fixiert wird. Eine Kaputze besitzen Deckenschlafsäcke nicht. Für das Zelten sind sie nur bedingt geeignet. Es geht zu viel Wärme über die offene Schulterpartie und dem Kopf verloren.
Mumienschlafsäcke, wie der Name schon sagt sind sie mumienförmig geschnitten und passen sich optimal dem Körper an. Sie können so geschlossen werden das nur ein kleines Atemloch am Gesicht offen bleibt. Das ist die optimale Form eines Trekkingschlafsackes.
Das Ei, ist im Wesentlichen ein Mumienschlafsack, der in der Körpermitte sehr weit geschnitten ist.

Sonderformen wie Quilts oder Biwak und Notschlafsäcke sind hier bewusst nicht aufgeführt

Welche Form passt zu mir?

Wer in sehr warmen Gegenden unterwegs ist und die Nachttemperaturen nicht drastisch fallen kann beruhigt zum Deckenschlafsack greifen. Wenn es einmal sehr warm werden sollte kann dieser meistens auch soweit geöffnet werden das er als normale Bettdecke dient und so für ein angenehmes Schlafklima sorgt.

Für alle anderen Outdooraktivitäten rate ich zum Mumienschlafsack. Bei der Anschaffung sollte man auf jeden Fall die unterschiedlichen Größen der Hersteller beachten. Ein Schlafsack muss passen wie ein Wanderschuh. Er sollte dicht am Körper anliegen, so dass so wenig wie möglich luftige Bereiche entstehen. Die vorhandene Luft muss vom Körper erst erwärmt werden, je weniger davon vorhanden ist desto schneller wird es warm im Schlafsack.

Eine besondere Form der Schlafsäcke ist die Eiform. Diese Form ist besonders für Menschen mit unruhigen Schlaf geeignet, da er viel Bewegungsspielraum bietet. Auch Menschen mit der Tendenz zur Platzangst können mit dieser Sonderform glücklich werden. Als Alternative zum eiförmigen Schlafsack kann man den Mumienschlafsack eine Nummer größer wählen, da gibt es aber wieder Nachteile in der Isolation.

Wer sich im Bezug auf die Passform unsicher ist, sollte auf jeden Fall ein Fachgeschäft zum Probeliegen aufsuchen. Das empfiehlt sich auch aus anderen Gründen. Zum Beispiel das verwendet Material. Gerade das Innenmaterial sollte vor dem Kauf mal befingert werden. Manch Einer braucht es schön flauschig, der Andere befürwortet eher die Habtik von Satin für einen geruhsamen Schlaf.

Und jetzt kommen wir endlich zum letzten Punkt, wie transportiere ich den Schlafsack und auf was muss ich dabei achten?

Wer mit dem Auto unterwegs ist und auf dem Campingplatz zeltet braucht auf Packmaß und insbesondere das Gewicht nicht zu achten und kauft einfach nach den oben genannten Kriterien.
Wer aber über mehrere Tage seinen Haustand auf dem Rücken transportiert sollte auf jeden Fall das Gewicht und Packmaß beim Kauf beachten.
Ein Dreijahreszeitenschlafsack sollte meiner Meinung nach nach heutigem technischen Standart nicht mehr als 1,9 kg auf die Waage bringen. Nach oben und unten gibt es sehr viel Luft. Das ist aber eine Frage des Preises. Die 1,9 kg sind das für mich oberste Gewicht, individuell kann das natürlich stark schwanken. Ich wollte damit nur einen Richtwert für Anfänger geben.

Tipps und Tricks

Damit ihr es immer schön warm und erholsam im neuen Schlafsack habt noch ein paar kleine Tipps zum Schlafen in der Natur.

Der beste Schlafsack nützt nichts ohne eine entsprecchende Isomatte die gegen die Bodenkälte isoliert. Eine Kaufberatung dafür ist in Arbeit.
Gehe nie unterkühlt in den Schlafsack, solltest du unterkühlt sein lauf vor dem Schlafengehen ein paar Runden um dein Zelt, mach Kniebeugen oder wärme dich anderweitig durch Bewegung kurz vor dem Schlafen auf. Ein Schlafsack wärmt dich nicht, er reflektiert deine Körperwärme, wenn keine vorhanden ist wird es kalt.
Mach dir vor dem Schlafengehen ein gutes Essen und etwas warmes zu Trinken. Das gibt dem Körper Energie und Wärme.
Bau dir aus deiner Trinkflasche (Vorsicht Gefäß muss Hitzebeständig sein!!!) eine Wärmflasche.

Mich hat es kalt erwischt und mein Schlafsack genügt den angebrochenen Temperaturen nicht, was nun?

Alle Tipps von oben anwenden, soweit möglich.
Weitere Kleidungsschichten im Schlafsack anziehen.

Wer einmal bei der Bundeswehr war wird mir sofort beim letzten Punkt widersprechen. Und ich möchte einmal mit diesem Mythos „am besten nackt im Schlafsack“ aufräumen.
Vorweg, ich habe das nicht nach EN 13537 testen lassen ich habe das selbst erfahren müssen/dürfen.
Was steckt hinter dieser Theorie. Ein Schlafsack wärmt nicht er reflektiert die Körperwärme und in der Theorie geht man davon aus das zusätzliche Bekleidungsschichten das Abgeben der Körperwärme verhindern und der Schlafsack damit seine Funktion verliert. So viel zur Theorie.
Hier meine Gegenargumente.
Was ist so schlimm daran die Wärme am Körper zu halten, da gehört sie hin.
Ein guter Schlafsack isoliert den Menschen von den äußeren Einflüssen und die Bekleidung hält die Wärme am Körper, der Schlafsack verhindert einen weiteren Abtransport der Wärme aus dem kaltem Habitat
Das in Bekleidungskonzepten etablierte Zwiebelprinzip soll nicht in einem Schlafsack funktionieren, warum?
Und nun zum wichtigsten Punkt, ich habe es gemacht, ich habe sehr oft in unterdimensionierten Schlafsäcken geschlafen und der Kompfortgewinn durch das Anlegen aller zur Verfügung stehenden Bekleidungsschichten war enorm. Theorie und Praxis können Welten beherbergen. Nur weil es eine Lehrmeinung gibt muss sie draußen nicht funktionieren. Die Natur interessiert deine Lehrmeinung und EU Richtlinien überhaupt nicht, sie lässt dich eiskalt erfrieren.
So jetzt aber genug geschwafelt, viel Spaß beim Schlafsackkauf. Und vor allem warme und entspannte Nächte in der Natur.




 

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